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Ludmilla Nowak

Aktualisiert: 27. Aug. 2022


Die Autorin Ludmilla Nowak.











Aus dem Buch:

Ausgewählte Erzählungen und Gedichte


Der Lebenslauf Ludmilla Nowaks

Von Dr. Johann Gottfried Nowak


Ludmilla Nowak wurde am 12. Mai 1883 in Hallstatt in Oberösterreich, als Tochter des dortigen Salinenarztes Dr. Ludwig Nowak geboren. Ihre Mutter entstammte der Familie Seeauer, deren Männer sich einst durch Schiffbarmachung der Traun verdient gemacht hatten.


Ludmilla besuchte zuerst die Volksschule in Hallstatt und kam dann elfjährig in das Pensionat Ort bei Gmunden, das die Kreuzschwestern leiteten.


Nach Vaters frühem Tode zog die Witwe Nowak mit ihren Kindern nach Linz, um ihnen bessere Bildungsmöglichkeiten zu schaffen. Mila besuchte den zweijährigen Eglauer Handelskurs, ihr jüngerer Bruder das Gymnasium und dann die Universität in Wien. Frühzeitig machte das Mädchen Verse und durch Bekanntschaft mit der Linzer Schriftstellerin Susi Wallner erwachte der Drang, dichterisch zu schaffen erst recht in ihr.


Ein Jahr ihres Lebens verbrachte Jung-Mila in Freistadt.


Durch jahrelange Tätigkeit als Maschinschreiberin bei der Linzer-Tagespost und dem Advokaten Dr. Rückensteiner, vermehrte die junge Dichterin ihre Menschenkenntnis. Schon vor 1914 wurden einige Erzählungen von Mila Nowak gedruckt.


Die Arztenswitwe Nowak besaß durch 12 Jahre in Linz das Haus Goethestraße 23, das sie 1910 an den Schärdinger Fabrikanten Michael Peham verkaufte. Die Frauen Nowak zogen dann nach Wels, wo sie seit Februar 1917 in der Vorstadt Aigen wohnten. Ludmilla fuhr nach drei Dienstjahren bei der Firma C. H. Knorr im Jänner 1914 auf die Insel Lussin in der Adria, um sich einen Lungenspitzenkatarrh auszuheilen. Drei Monate sah sie damals Österreichs Anteil am Meere.


Nach 1918 völlig verarmt, brachte sich die Dichterin jahrelang mit Weißnähen durch. Um 1925 begann sie wiederum ihre Erzählungen der Presse einzusenden. Sie fand bald einen Leserkreis. Der Umbruch des Jahres 1945 erfüllte die Frau mit banger Sorge. Durch Verringerung der Zeitungen wurde auch der Bedarf an Erzählungen geringer.


Kriegsnot und Bombenschrecken schwächten die Schriftstellerin. Sie sprach englisch, französisch und italienisch und konnte sich daher gut im Jahre 1945 mit den Amerikanern verständigen.


Im Frühling 1946 erlitt sie einen Schlaganfall. Ihre letzte Freude war der am 17. Juni 1946 vom Welser Wochenblatt abgehaltene Ludmilla-Nowak-Abend. Ihre Gedichte wurden vorgetragen.



Linzer Volksblatt 22. Juni 1946 
Ludmilla Novak Abend in Wels
Die Dichterin Ludmilla Nowak fand in einem gelungenen Abend, veranstaltet vom Kulturamt der Stadt Wels, eins verdiente Ehrung. Ihre zarten, feinsinnigen Gedichte fanden in Frl. Ingeborg Mayer eine hervor­ragende Interpretin. Den Höhepunkt dieser Dichterlesung bildete ein Ausschnitt aus dem Roman „Der Herr auf Grub", der das Talent der Autorin in der Umwelt- und Naturschilderung und Charakterwiedergabe verriet. Drei Lieder, welche die Welser Komponisten Josef Wimmer und Prof. Kaff zu Gedichten Lud­milla Nowaks geschrieben hatten, sang Frau Sonja Kätsch. Ein Brahms'sches Allegro, dargeboten vom Klaviertrio des Bruckner-Konservatoriums, bildete den würdigen Abschluß eines gehaltvollen Abends.     A. K. 

Zu ihrer Schwäche gesellte sich eine Lungenentzündung. Mutter Nowak verschied am 8. Jänner 1947 im Krankenhaus Wels um 3 Uhr morgens.



Linzer Volksblatt 11. Januar 1947 
Ludmilla Nowak gestorben
Vorgestern verstarb in Thalheim bei Wels die Heimatschriftstellerin Ludmilla Nowak im Alter von 63 Jahren. Die in Hallstäit ge­borene Oberösterreicherin begann schon früh­zeitig zu schreiben und widmete ihre heimat­geschichtlichen Aufsätze auch dem Hallstätter Geschlecht der Seeauer, aus dem sie selbst stammt. Als liebenswürdige Gestalterin heimatlicher Vergangenheit ist sie durch volkstüm­liche Geschichten, Romane und Aufsätze bekannt geworden.




Die Dichtungen von Ludmilla Novak


Als erstes gedrucktes Jugendwerk unserer Dichterin erschien in der Friedenswarte, einer Wochenschrift für internationale Verständigung am 29. Oktober 1900 ein Gedicht.


In den Jahren 1906 bis 1912 folgte in der Österreichischen Alpenpost in Insbruck einige Beschreibungen von Landschaften und Bergfahrten. Es waren dies: „Das Land um Linz“, „Das Kreuz von St. Margarethen“, „Unser Priel“, „Ein Übergang von Hallstatt nach Gosau“, „Die Goiserer in Wien“ und eine Sammlung Weihnachtslieder aus dem Salzkammergut.

Zahlreiche Kurzgeschichten erschienen in der Linzer Tagespost, der damals bedeutensten Zeitung Oberösterreichs, sowie im Ischler Wochenblatt und dem Volksboten.


„Das alte Spinett“, „Die stille Zeit im Salzkammergut“, „Ein G'sangl“, „Hallstätter Blumen“, „Hallstätter Winter“, „Frau Phantasie“, „Die Teufelspratze“, „Der Stolz“, „St. Peter und das Studentenlieb“, und „Maria, die Zuflucht der Sünder“ sind die Titel. Als Folge des Aufenthalts an Österreichs Meeresküste kam noch 1914 „Maria Annunciata“, ein Riviera-Bild heraus.


Als Broschüre von 72 Seiten erschien im Jahre 1908 im E. Piersons-Verlag, Dresden, „Herr Hiltemar“. Der Held ist ein oberösterreichischer Minnesänger.


Der erste Weltkrieg brachte eine Unterbrechung des dichterischen Schaffens Mutter Nowaks.


Im Jahre 1926 erschien in der Welser Zeitung die längere Erzählung „Felizitas, die Geschichte eines frohen Glaubens“, in vierzehn ganzseitigen Fortsetzungen. Es folgten nun „Der Herr auf Grub“, erzählt nach einer Alt-Hallstätter Sage, abgedruckt in der Salzkammergut Zeitung, Gmunden 1937, dann „Die Bauernstadt“ (Wels), die im Heimatland, Linz, erschien. Ungedruckt blieben noch mehrere größere Erzählungen: „Die Puppe“, „Schülerliebe“, eine Warnung, „Georgine“ (de Pretis), eine Erinnerung an italienische Vorfahren, „Königsliebe“, über den Herzog von Windsor, „Das Licht von Weiersheim“, „Leute ohne Geld“, „Sturmscharen“, zu den politischen Kämpfen des Jahres 1933 und 1934.


Die Gedichtsammlung „Das Heidejahr“ wurde im Jahre 1937 dem damaligen Wiener Bürgermeister Überreicht.


Sehr zahlreich entstanden von 1925 bis 1938 Kurzgeschichten. Es sind 40 Erzählungen aus den Bergen, 43 Erzählungen aus der Welser Heide, 31 Naturschilderungen und 57 Kurzgeschichten allgemeinen Inhalt vorhanden. Sie erschienen teilweise in der Welser Zeitung, dem Linzer Volksblatt, dem Weltguck, Innsbruck, dem Grazer Volksblatt und der Reichspost. „Das Sieden zu Hallstatt“ war als Aufruf zur Erhaltung der Saline Hallstatt verfaßt. Die beabsichtigte Wirkung wurde auch erreicht. (Das war im Jahr 1930.)


Nach der Machtergreifung von 1938 brachte nur die Linzer Tages Post Mutter Nowaks Erzählungen.


Nach 1945 machte das Welser Wochenblatt die Gedichte der Sammlung „Das Heidejahr“ der Öffentlichkeit bekannt.



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Das erste gedruckte Gedicht von Ludmilla Nowak, sie war 17 Jahre alt, in der „Friedenswarte“ 1900, der Nachfolgezeitung von „Die Waffen nieder“.

Es geht um den Burenkrieg.


Südafrika

Südafrika – Nacht steht am Firmament

Im schwarzen Mantel überstreut mit Funken,

Demselben Schmuck, der sie im Norden ziert,

Den sie im Osten wie im Westen trägt.

Kein Windhauch seufzt, es schlafen all' die Lüfte,

Des Stromes traumverlor'nes Murmeln rauscht

Wie leise Wiegenlieder durch die Ruh,

Und von den schattendunklen, kühlen Hügeln

Dringt ein vereinzelter Hyänenschrei.


Verlassen liegt die Wahlstatt. Ãœbern Busch

Erglänzen knisternd helle, warme Feuer.

Drum lagern sich die bunten Britenkrieger

Fernher, schier wie aus einer andern Welt,

Tönt rasches Schlagen wie von flücht'gen Hufen.

Der Ãœbermacht entwichen die Transvaalen.


Verlassen liegt die Wahlstatt, und der Tod

Steht siegreich, ein fürchterlicher König,

inmitten all' der starren, wunden Körper

Und schlägt die schwarzen, eiseskalten Schwingen

Dumpfschweigend über das verlass'ne Feld.

Kein Leben stört ihm seine Beuteschau.

Einsam, weitab von seinen stillen Brüdern

Ruht ein Gefallener auf hartem Sande.

Jungblonde Locken rollen ihm vom Haupt

Hernieder auf die gelben, trocknen Steine,

Und schwimmen auf des Blutes rother Lache,

Das aus der tück'schen Todeswunde floss.


Nun ist der Quell versiegt. Das Herz ist stumm.

Noch spannet um das kalte Rohr der Flinte

Die starre Hand sich, will im Tod nicht lassen

Die Waffe, die zum Schutze sie ergriff,

Zum rechten Kampf für Freiheit, Recht und Heimath.

Noch ist das blaue Auge trotzig offen,

Das in gerechten Zornesgluthen lodernd,

Dem gier'gen Briten kühn entgegenblitzte,

Doch es ist todt – gebrochen – und die Sterne

Seh'n traurig in den trüben kalten Spiegel.


Wie viele liegen so? Wie viele Thränen

Wohl fliessen um die todten Väter, Brüder

Hier und im Inselreich Britanniens?

Wer ist der Schuldige? War es ein Mensch,

Der diesn Jammer all heraufbeschwor? -

Ein Licht flammt heller an des Himmels Plan.

Ein goldner Tropfen sinkt zur Erde nieder,

Klar wie das Gold des freien Burenlandes

Von dessen Glanz der Briten Aug' geblendet. -

Ist's eine Thräne, die von oben fällt?

Weint der Allgüt'ge über seinen Welten?


Linz a. d. D. Ludmilla Novak


Zum Untergang des Vaterlandes

(1938)

Mein Vaterland ist begraben,

nun wein' ich armer Gesell,

Weil wir es begraben haben

Auf höheren Befehl.


Und Tausende stehn und weinen

Und wollen das Grab nicht seh'n,

Und Trost haben wir nur einen:

Die Hoffnung aufs Aufersteh'n.


Karwoche kommt, die trübe,

Wir schließen uns trauernd ein,

Doch nimmer stirbt uns're Liebe,

Und einst muß Ostern sein.




(Literarisches.)

Das Ministerium für Kultus und Unterricht hat der in Linz lebenden Schriftstellerin Ludmilla Nowak ein literarisches Stipendium verliehen, welches im Konkurrenzweg für die beste schriftstellerische Arbeit vergeben worden ist. Fräulein Nowak ist eine gebürtige Hallstätterin und die Tochter weiland des dortigen Salinenarztes Doktor Nowak. Trotz ihrer Jugend hat die Schriftstellerin bereits eine ganze Anzahl von Novellen und Erzählungen verfaßt, unterschiedlichen Tagesblättern wie in illustrierten Zeitschriften erschienen sind. Alle diese Erzählungen zeichnen sich durch Natürlichkeit, Frische, Auffassung und eine glückliche Erfindung aus. Mit Unterstützung des Ministeriums wird demnächst der erste Band ihrer gesammelten Erzählungen erscheinen. Wir werden Veranlassung nehmen, bei sich Erbietender Gelegenheit darauf zurückzukommen.

Fräu­lein Nowak ist gegenwärttg mit der Durchsicht ihrer Ar­beiten für die Drucklegung beschäfttgt.










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