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Etwas über die Fuhr am Hallstätter See



Etwas über die Fuhr am Hallstätter See.

Von Fanny Kunz-Seeauer und L. Nowak, Wels.



Als es noch keine Dampfschiffe in Halllstatt gab, wurde der ganze Verkehr und die Lebensmittelzufuhr mit Rudersschiffen bewerkstelligt. Plätten, Kobel, Muzen und Salzzillen gab es —

Die »Plätte« (von platt) wird auch oft nur »Fuhr« genannt. Sie ist ein sehr gefällig gebautes Fahrzeug, fast zierlich zu nennen, ein Flachschilff, mit dem schwungvoll aufwarts gebauten ,,Kranzling". Man hat Plätten mit 7 Paar "Kipfen" (Rippen), 8paarlige, 9paarlige usw. Die kleinsten Schiffe haben 3, die größten 6 Ruder.

Eine Plätte, die mehr als 8 Paar Rippen hat, ist ein ,,Kobel" und hat zwei Bände, die längs der Seitenwände des Schiffes festgemacht sind. Die kleinen Plätten haben für je zwei Personen quergstellte Bänke oder nur Bretter als Sitze, die herausnehmbar sind.



Die vordere Spitze des Schiffes heißt ,,Kranzling", das rückwartige stumpfe Ende ist das ,,Steuer", dialektisch "Stoier", und ist auch als Sitz benützbar. Feiner gearbeitete Pätten haben das Steuer als kleine, sperrbare Truhe gerichtet.

Da manchmal Wasser ins Schiff kommt, braucht man eine »Söß« zum ausschöpfen des Wassers, die etwa 20 Zentimeter breit, 15 hoch und etwa 40 Zentimeter lang ist. Diese Söß ist aus hartem Holz geschnitzt. Neuerer Zeit sieht man auch hie und da eine Söß aus Eisenblech.

Will man ein Schiff reinigen, so wird es aufs Land gezogen mittels dünner »Drallinge« (untergeliegte runde Hölzer) und aufgestellt so daß die Plätte auf einer Seitenwand liegt. Das ,,Bimat", das ist ein herausnehmbarer, von schmalen Brettern geformter zweiter Boden, wird entfernt und man wirft mit Hilfe eines Görz Wasser ins Schiff, so daß alles Unreine herausgeschwemmt wird. Der Görz ist ein kleines Schaff mit fast zwei Meter langem Stiel. Natürlich geschieht eine solche Putzerei nächst des Sees, der genug Wasser dazu liefert.




Die Ruder der Plätten und der großeren Schiffe sind an den Ruderbrettern mit einer "Reiden oder Rei'n" locker befestigt. Die Reiden ist eine zum abnehmbaren Ring gedrehte Wurzel. Man kriegt sie bundweis oder einzeln zu kaufen. Rudert man sitzend am vorderen Platz, so heißt das ,,ziagn", ziehen. Alle anderen Ruder können nur stehend bedient werden. Am Steuer ganz rückwärts, links, ist das Steuerruder das etwas größer und stärker ist als die anderem. Gegenüber die ,,Kehrreid" ist dass Ruder vor dem Steuerruder. Nun bleibt ein Raum frei für Bänke oder Lasten. Vor dem ganz vorderen "Ziehruder" ist bei den meisten Plätten noch das vierte die »Gegenreid«.

Auf dem ersten kurzen Kipfenpaar vorn am Kranzling ist eine drei Meter lange Kette aus Eisen, zum Befestigen des Schiffes am Ufer, und eine etwa 5 Zentimeter breite, zirka 1/2 Meter lange, umlegbare Eisenstange, an deren Ende ein Vorlegschloß kommt, wenn Ruder, Bänke, Söß und Sitzsbrettl verwahrt werden sollen; diese Gegenstände haben alle entsprechende Schlitze zum Auffädeln an die Eisenstange.

Die Plätte hat sich, wie alle Gebrauchsgegenstände, wohl erst langsam zu dieser Form entwickelt, die sie heute hat; eben diese geschmackvolle Gestalt zeigt aber vom angeborenen, natürlichen Schönheitssinn des Volkes, denn die Form dieser Schiffe steht in schönem Einklang mit der ganzen herrlichen Seelandschaft.

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts begann sich der Fremdenverkehr im Salzbammergut immer mehr zu heben. Die damaligen Salzbammergutwirte waren die Vorläufer, die Pioniere der jetzigen Großgastwirtschaften. In Hallstatt war zu jener Zeit als einer der ersten Franz Carl Seeauer, der Besitzer des ehemaligen Salzfertiger-Gasthauses »Zum eisernen Mann«. Auf der ,,alten Post«, heute Badehaus Nr. 107, hatte Herr Seeauer, der auch dieses Gasthaus vom früheren Besitzer Deubler gekauft hatte, ein 6-Ruderschiff, den ,,Sofienkobel", nach der Frau Erzherzogin Sofie, der Mutter des Kaisers Franz Josef, benannt, die gern nach Halllstatt fuhr, als ihre Söhne noch Kinder waren.




Ein Kobel hatte auch ein Sonnendach und wenn eine Fuhr oder ein Kobel mit Fahnen über den See daherkam, bedeutete das: »Jetzt kommt wer Hoher und Feiner« Auch zum Amtshaus, dem schönen Salinenverwaltungsgebäude in der Lahn, gehört für die Beamten der prächtige »Amtshauskobel«.

Der Fremdenzuzug in die herrlichen Gegenden des Salzkammergutes nahm immer mehr zu. Es kam so weit, daß für die Ruderschiffe oft zu wenig Ruderer, »Schiffsleute«, aufzutreiben waren, denn die Männer von Hallstatt zogen aller anderen Arbeit immer die ererbte im Bergwerk und besonders in der Sudhütte (die dieser von Natur aus armen, genügsamen Bevölkerung für immer erhalten bleiben möge!) vor. So nahm Franz Carl Seeauer alle seine Tatkraft zusammen und baute im Jahre 1862 das erste Hallstätter Dampfschiff und zwar einen Raddampfer.

Heute gibt es in Hallstatt drei Personendampfer und die Saline schleppt ebenfalls Salz und Kohle mit einem Dampfer über den See, was sich übrigens durch die geplanten Groß-Straßenbauten wieder ändern kann.

Ganz kann das Holzschiff hier nie verdrängt werden. Für Lebensmittel und Holz verkehren immer noch die "Muzen", ein Mittelding zwischen "Plätte" und »Salzzille«.

Alle Ruderschiffe werden in der Lahn auf dem »Aufsatzplatz« beim »Zeugstadel« gemacht, wo seit langem die Zimmerleute arbeiten. Schiffsbauer sind, wohl auch schon seit langer Zeit, die Männer der Familie Edlinger mit dem Hausnamen Jansen. Das Jansenhaus, ihr altes, angestammtes Heim ist ein hübsches Hallstätter Haus, zu oberst am Hallberg droben.

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