Die Capelle am Hallstätter Friedhof.
- Gerhard Zauner

- 27. Okt. 2020
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(Nach der Natur gezeichnet und litografiert von W. Lehmann.)
Diese Capelle, dem heiligen Michael geweiht, ist um 100 Jahre älter als die Kirche selbst, wofür auch schon ihr Aeußeres spricht. Sie hebt sich mit zwei zusammengesperrten Lichtflächen sehr pittoresk vom schönbewachsenen Felsgestein ab.
Die kleinen Bauten am Fuße der alten Capelle, die Kreuze, die Trauerweide, die Steine und Gesträuche umher geben dem einfachen Bilde einen zierlichen Ausdruck.
Von den Glasfenstern der Capelle ist besonders eines interessant. Ein Blick in die Gebeinkammer gibt Zeugniß von dem Ordnungssinn des jetzigen alten Todtengräbers.
Ueberhaupt ist der Eindruck des Friedhofes, besonders Nachmittags und Abends, ein sehr melancholischer, obwohl das Auge an der prachtvollen Aussicht auf den Koppen und dessen Umgebung sich erfreuen kann.
Diese Gebirgtheile des Saarsteins und Dachsteins erscheinen in große Maffen getheilt, von der tiefern Sonne herrlich beglüht, von röthlichen Wölkchen oft in bezaubernder Lieblichkeit umflogen.
Wahrhaft poetisch ergreifend ist der Einfluß dieser Gegend des Nachts bei Vollmondschein; aber trotz all' seiner Naturschönheit ist Hallstatt immerhin ein trübseliger Aufenthalt, besonders des Winters wegen, der vom halben November bis Anfang Februar den Bewohnern dieser Gegend die Sonne ganz entzieht.
Faust.
Poligrafisch-illustrirte Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft, Industrie und Unterhaltung ...
Redigirt von Hermann Meynert (etc.) Wien: M. Auer, 1854-1856 Zitierlink: http://data.onb.ac.at/rep/102CC182



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