Seefest
- Gerhard Zauner

- 23. Juli 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aus Hallstatt.
Über ein in Hallstatt stattgefundenes Seefest wird geschrieben:
Heute habe ich von einem Feste zu berichten, das in seiner Einfachheit, in der Originalität seines Arrangements, sowie in der Lage des Ortes, in welchem es stattfand, wohl einzig dastehen dürfte.
Es mag auf dem weiten Erdenraume wenige Orte geben, die einen so wild romantischen Charakter an sich tragen, wie Hallstatt, die in Lage und Bauart auch nur annäherd einen Vergleich mit diesem Örtchen ertragen. Wie sieht sich Hallstatt so entzückend vom See aus an. Der steile Salzberg starrt uns entgegen, Felsenriesen ringsum und an diesen gigantischen Berg angebaut ist Hallstatt. Welche Mühe mag es gekostet haben, dem Salzberg das Plätzchen abzuringen, an dem sich hoch und nieder niedliche Häuschen erheben. Und welch' merkwürdige Bauart! Eines über dem andern stehen an manchen Stellen die Häuser, so daß, will ein Parterre-Bewohner den Nachbarn im Nebenhause sprechen, er nur durch dessen Dachraum zu ihm gelangen kann. Und herrlich schön ragt die Veranda vor dem Hotel Seeauer in den See hinein, dem See, der einem vom Geschlechte der Seeauer seine Fahrbarmachung verdankt. Es sind in der That große Schönheiten, die sich hier dem wonnetrunkenen Auge bieten. Wie so ruhig liegt der See vor uns. Kein Lüftchen regt sich. Wohin das Auge blickt — nichts als Gebirge, Waldesgrün in allen Schattirungen. Es ist ein hinreißender Anblick!
Das Gemüth hebt sich widerstandslos in einen ganz ungewohnten Vorstellungskreis. Doch ich versinke da in Reflexionen und vergesse die Hauptsache; zu erzählen von dem Feste, das lustige Sommerparteien gestern veranstalteten. Als Einleitung wurde ein Wettfahren mit Seelentränkern, Gasseln, Plätten, Zwei-, Drei- und Vierrudern veranstaltet. Schnell glitten die Kähne dahin. Wie mühten sich der „Tandel", der „Führer-Sepp" und wie die Guten alle heißen, ab, das entgegengesetzte Ufer zu erreichen. Eine Strecke, die man sonst in 20 Minuten zurücklegt, befuhren Einzelne in 7-3 Minuten. Die Gewinner traten vor und die Herren Festarrangeure Baurath Wilt — der Gemal der Sängerin — seine Tochter Fanny, Maschinen-Fabrikant Friedländer und dessen Gattin hefteten ihnen die Preise, welche aus Silberguldenstücken bestanden, an.
Dann ging man an die Arbeit und bald nachdem die Sonne unter gegangen — es war ein selten schönes Alpenglühen — sah man sich am See wieder. Die Arbeit bestand in der Dekorirung und Beleuchtung der Schiffe. Es wurde wahrhaftig Erstaunliches geleistet.
Man überbot sich an köstlichen Ideen und das Ganze zeigte von großem Erfindungsreichthum. Der See stand wie in Flammen. Das glitzerte und leuchtete, das funkelte und blendete! Die Lichter in allen Farben spiegelten auf den tanzenden Wellen. Auch Lampion's gab's in großer Anzahl. Man sah die Boote kaum. Und zu allen Seiten blickten die starren Felsklumpen finster drein. Pechfackeln wurden angezündet. Sie werfen ein magisches Licht auf Alles. Nun beginnt das Feuerwerk. Zischelnd und prasselnd fliegen Raketen und Leuchtkugeln in die Höhe. Vom Kirchthurme aus wird die Szenerie bengalisch beleuchtet. Ein großes flammendes „W" schwimmt am Wasser herum. Fanny Wilt's Seelentränker ist's, von dem man freilich nichts sieht. Dann wird gesungen. Zehnfaches Echo erwiedert.
Die schwimmende Bande spielt heitere Weisen. So wird es 10 Uhr, dann verlöschen die Lichter, eine letzte Rakete steigt in die Höhe, ein Springteufelchen treibt noch seinen feurigen Spuk und — die Beleuchtung ist gewesen. Die Nacht wurde durchtanzt. Ein ländliches Kränzchen versammelte ländliche und städtische Schönheiten. Tanzlustige Bauern strampften ihren „Steirischen". Der Abend wird jedem unvergeßlich bleiben.
Der Maler Schrenzl, welcher ebenfalls in Hallstatt sein Sommer-Domizil aufgeschlagen hat, will mit Pinsel und Farben den flammenden See auf die Leinwand zaubern. Es wird ein dankbares Stück Arbeit sein.




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