1945
- Gerhard Zauner
- 28. Apr.
- 16 Min. Lesezeit
Aus der Hallstätter Schulchronik:
Das Schuljahr (1944/45) ist gekennzeichnet durch die Kriegsereignisse.
Die Partei ist, insbesondere in Obertraun, nicht Schul- und Lehrerfreundlich.
Es wird daher alles nur zu gerne zum Anlass genommen, den Schulbetrieb einzuschränken oder ganz einzustellen und die Lehrkräfte anderweitig „einzusetzen“, das heißt unter irgendeine Botmäßigkeit zu bringen, sie untergeordnete Hilfsarbeiten machen zu lassen und sie eine möglichst hohe Stundenanzahl pro Woche zu beschäftigen. Ob die Kinder lesen, schreiben oder rechnen lernen, ist nicht interessant, wenn es nur gegen die Schule oder Lehrer geht.
Da werden zuerst einmal die Weihnachtsferien a konto der Osterferien (die gestrichen werden) verlängert, sie dauern vom 22. 12. 1944 bis 14. 1. 1945. Die Anordnung hiezu erfolgte vom Ministerium, daher noch kein „Einsatz“ der Lehrkräfte.
Anfang 1945 stehen die Alliierten an allen Fronten kurz vor den Reichsgrenzen.
Fritz Moser:
Vom 1. bis 20 Jänner sehr kalt.
Rudolf Zazek
Geburtsdatum 02.05.1922
Geburtsort -
Todes-/Vermisstendatum 01.01.1945
Todes-/Vermisstenort Polen
Dienstgrad
Er wurde 22 Jahre alt.
Camillus Kubin
Geburtsdatum 20.07.1902
Geburtsort -
Todes-/Vermisstendatum 01.01.1945
Todes-/Vermisstenort Radom / Polen
Dienstgrad
Innerhalb der heutigen Grenzen der Republik Polen verloren während des Zweiten Weltkrieges etwa 500.000 deutsche Soldaten ihr Leben. Sie starben hauptsächlich bei Kampfhandlungen während des deutschen Angriffs auf Polen 1939, durch Aktionen des polnischen Widerstandes und 1945 im Kampf gegen die vorrückende Sowjetarmee.
Er wurde 42 Jahre alt.
In den Zeitungen standen Berichte über Natur oder die Hallstattzeit.
Goldfunde in Hallstatt
Im Bereich der hallstattzeitlichen Gräberfeldes im Salzbergtal wurden zu verschiedenen Malen Schmuckstücke aus Gold gefunden. >>>
Die deutschen Salzstätten.
Die Botanische Station In Hallstatt.
Die der Fischereibiologie dienenden Arbeiten im Hallstätter See wurden auch im Jahre 1944 unverändert fortgesetzt. >>>
Wochenschau über die Volksopfersammlung.
Fritz Moser: Am 21. Jänner war Volksopfersammlung. Die Sammler kamen ins Haus und es wurde jeder aufgeschrieben.
Abzugeben waren Kleider, Wäsche, Bettzeug, Geschirr, etc. Auch Altwaren, Lumpen wurden mitgenommen. Schuhe, Socken, Strümpfe und Handschuhe waren sehr erwünscht. Wir haben schon drei Jahre die selbe Kleiderkarte ohne sie aufbrauchen zu können, da wir samt Kleiderkarte nichts darauf bekommen. Wir Arbeiter sind mit unserer Kleidung, speziell mit der Wäsche am Ende, und das sollten wir noch immer geben.
Ausgezeichnete Soldaten aus dem Heimatgau.
Mit dem EK. II wurden >>>
Kr., Gefr. Manfred Pilz, Hallstatt, >>>
ausgezeichnet.
Der zweite Bericht dieser Wochenschau berichtet vom Volkssturm.
Fritz Moser: Am 23. Jänner mussten die ersten Volkssturmmänner nach Gmunden zur Ausbildung. Vier Mann davon gingen schon gleich nach der 5tägigen Ausbildung an die Ostfront. Zwei davon kamen schon in der zweiten Woche verwundet nach Hause.
Fritz Moser: Ab 1. Februar wurden alle Schulen und nicht kriegswichtigen Betriebe geschlossen. Auch das Salinenbad wurde wegen Kohlemangel gesperrt.
Aus der Obertrauner Schulchronik:
1. Feber:
An allen Schulen des Gaues wird ab sofort der Unterricht eingestellt. Auch Notunterricht darf nicht gehalten werden. Die Schulgebäude sind für die Aufnahme von Flüchtlingen bereitzuhalten. Alle Heizvorräte werden vom Wirtschaftsamte beschlagnahmt. Wegen des Einsatzes der Lehrkräfte ergehen nähere Weisungen.
Aus der Hallstätter Schulchronik:
Als aber am 1. Februar bis 11. März 1945 der Schulbetrieb von Seiten des Gauleiters (wegen Brennstoffmangel!) eingestellt wurde, da konnte sich die Partei nicht genug tun in dem Bestreben, die Lehrer „einzusetzen“, womöglich in Industriebetrieben als Hilfsarbeiter.
Die Brennstoffvorräte der Schulen wurden beschlagnahmt. In Hallstatt versuchte schon zu Schulbeginn der Bürgermeister über Anstiften seines klerikalen Vorgängers (!) der Schule ihr Holz zu stehlen, nachdem die Gemeinde in diesem Jahr von ihrem 100 rm Servitutsholz nicht einen Raummeter hat aufarbeiten lassen. Selbstverständlich setzte sich der Leiter der Schule mit größter Energie zur Wehr und diese Gemeinheit wurde rückgängig gemacht. Der Leiter stellte aber für die Flüchtlinge 12 rm Hartholz zur Verfügung – gegen Lieferung von Kohle, die dann nur im Ausmaße des vierten Teils tatsächlich geliefert wurde. - Allerdings wurde die später – vom Gau verfügte beschlagnahme des Brennstoffes auch wieder durchgeführt und wir verheizten ab Mitte März den Rest unserer Holz- und Kohlevorräte.
Während der Schulsperre beansprucht die Firma Schoeller (umquartiert aus dem Rheinland) das Schulhaus zur Unterbringung von Arbeitsmaiden. Der Schulleiter, der nur hintenherum von der Sache erfuhr, drückte den Ortsgruppenleiter seine Meinung in sehr deutlicher Form aus. Der Kommisarische Ortsgruppenleiter, Meister Eder vom Salzberg, der nach der Formulierung des eingezogenen Ortsgruppenleiters Höplinger sich an dem „Tanz um das goldene Kalb“ der Firma Schöller beteiligt, wagte der Anforderung des Herrn Schoeller keine Einwendungen entgegenzusetzen und gab das unerhörte Ansinnen an die Kreisleitung weiter. Inzwischen wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen, die Schulbehörde von der Aktion verständigt und die Sache abgedreht.
Fritz Moser: Am 1. Februar erfolgte nach eingetretenen Tauwetter eine große Lawinenkatastrophe. Die Straßen nach Obertraun und Gosaumühle waren total verschüttet und konnten erst nach längerer Zeit mit Zuhilfenahme von Militär wieder fahrbar gemacht werden. Der Verkehr war 4 Tage unterbrochen. Bei den Häusern Markt Nr. 37 – 38 ging eine Lawine herunter, die beim Haus Nr. 37 großen Schaden anrichtete. Der Besitzer Ferdinand Scheutz wurde in seiner Werkshütte verschüttet und musste ausgeschaufelt werden. Er kam mit den bloßen Schrecken davon. Zwischen den Häusern 38 und 39 am Kirchenweg ging ebenfalls eine Lawine herunter, welche bis zum Aufgang zur gedeckten Stiege und zum Stallgebäude des Hotels reichte. Am Kirchenweg im Römischen ging zwischen den Häusern Nr ? Und ? Wieder, wie im vorigen Jahre eine Lawine bis zur Straße herunter und richtete an beiden Häusern Schaden an. Außer den Volkssturm wurden auch Frauen und Kinder zum Schneeschaufeln aufgeboten.
Am Sonntag 4. Februar konnte in der katholischen Kirche kein Gottesdienst abgehalten werden, weil die beiden Kirchenwege noch ungangbar waren. Der Zugverkehr war zwei Tage eingestellt. Die Bahn war im Koppen und beim Wehrgraben durch Lawinen verschüttet.
Am 5. Februar wurde mittags von Feindfliegern eine Bombe abgeworfen, welche am hohen Wald (Hirlatz) mit lauten Knall explodierte.
Aus der Obertrauner Schulchronik:
5. Feber
Das Klassenzimmer wurde geräumt. Alle Bänke, Lehr- und Lernmittel mußten im Dachboden verstaut werden. Das Handarbeitszimmer würde als Krankenzimmer gerichtet.
Chronik von Fritz Moser: Vom 5. Februar an dauerten die Lebensmittelperioden 5 Wochen mit den um die Stärkemittel (Erdäpfelmehl) verminderten Quantum. Auch bekommen wir statt einen Laib Brod 1000g 500g Fleisch und für einen zweiten Laib 250g Fleisch. Da statt Brod Fleisch bezogen werden musste, hatten wir viel zu wenig Brod. In den Trafiken bekommt man auf die Raucherkarte 1 Schachtel Zünder pro Monat.
Am 6. Februar wieder 30 Mann Volkssturm zur Ausbildung nach Gmunden für 6 Tage.
Am 8. Februar verschwand die Frau des evangelischen Pfarrers Bergmann spurlos.
Man glaubt, dass sie sich in der Nacht vom 7. auf den 8. Februar ertränkt habe, da sie am 8. morgens als Jüdin verhaftet worden wäre.
Ab 8. Februar erschienen keine Tageszeitungen mehr.
Angeblich wegen Papiermangel.Der Salzbergbetrieb bekommt kein Betriebsmaterial mehr zugewiesen und um Karbid zu sparen müssen je zwei Mann mit einer Lampe arbeiten.
Am Sonntag den 10. Februar 13h musste der Volkssturm wieder zum Schneeschaufeln auf der Gosaumühlstraße antreten.
Am 12. Februar ging auf der Schoss eine große Lawine herunter, welche den See von Hirschau bis zur Traunmündung derart mit Schneemassen füllte, dass dieser Teil des Sees unbefahrbar war.

Bergknappen bei der Abfahrt vom Wiesberghaus. Foto: Sepp Zauner
Die erste Knappenprüfung in Hallstatt
Auf altem kulturhistorischem Boden Europas, am Hallstätter Salzberg, wurde in der Bergberufsschule, die erste Knappenprüfung für vier Bergknappen durchgeführt, die ihre Lehrzeit beendet hatten und demnächst ihren Wehrdienst als Soldaten ableisten werden. Die Prüflinge bewiesen sehr gutes fachliches Können. In einem Appell der gesamten Gefolgschaft des Hallstätter Salzberges wurden den vier jungen Knappen in feierlicher Form die Knappenbriefe überreicht. In seiner Ansprache forderte der Betriebsführer die jungen Knappen auf, auch in Zukunft ihr Können und Wissen in den Dienst der Betriebsgemeinschaft und damit der Volksgemeinschaft zu stellen.
Gottfried Mistlberger
Geburtsdatum 22.03.1914
Geburtsort Obertraun
Todes-/Vermisstendatum 21.02.1945
Todes-/Vermisstenort nicht verzeichnet
Dienstgrad Obergefreiter
Gottfried Mistlberger ruht auf der Kriegsgräberstätte in Kaliningrad - Sammelfriedhof.
Endgrablage: Block 14 Reihe 1 Grab 1 - 1245
Im Frühjahr 1945 erreichten die nach Westen vorrückenden sowjetischen Truppen Königsberg und kesselten die Stadt ein, in der sich außer deutschen Soldaten auch eine große Zahl von Flüchtlingen befand. Während der schweren Kämpfe um die Stadt verloren tausende Menschen ihr Leben, darunter viele Geflüchtete und Einwohner.
Er wurde 30 Jahre alt.
Im Lehartheater in Bad Ischl fand kürzlich ein Konzertabend statt, der künstlerischen Rang mit volkstümlicher Note verband. Die in Hallstatt im Einsatz stehende junge heimische Sopranistin Margarete Untertriefallner und der den Soldatenrock tragende Tenor Walter Hessel bestritten erfolgreich die Vortragsfolge mit Werken von Bahms, Beethoven, Schubert sowie Volksliedern, von R. Röllig am Flügel begleitet.
Margarete Untertriefallner war Lehrerin an der Volksschule Hallstatt.
Fritz Moser: Fast der ganze Februar war verregnet.
Vom 5. März bis zum 7. März musste der Schiffsverkehr zur Haltestelle wegen Kohlemangel eingestellt werden. Die Lebensmittelration wurde neuerlich um 1 Brod, 1/8 kg Butter ¼ kg Nährmittel gekürzt.
Am 9. März wurde beim Krippenbrunn durch eine Staublawine eine Militärbarake zerstört. Von den darinnen befindenden Militaristen waren 4 Tod und 5 wurden schwer verwundet. Die Straße nach Obertraun wurde wieder durch Lawinen total unbenutzbar. Besonders die Schosslawine brachte neuerdings ungeheure Schneemassen zu Tal. Der Lebensmitteltransport muss über den See erfolgen.
Aus der Obertrauner Schulchronik:
9. März:
Während der Zelt der Schulsperre wurden das 1. u. 2. Schuljahr von der Lehrerin in der eigenen Wohnung zur Not unterichtet.
Johann Georg Kreßl
Geburtsdatum 17.10.1908
Geburtsort Hallstatt
Todes-/Vermisstendatum 09.03.1945
Todes-/Vermisstenort H.V.Pl
Dienstgrad Gefreiter
Hinterbliebene: Adelheid Kreßl, Lahn 28.
Johann Georg Kreßl ruht auf der Kriegsgräberstätte in Vazec
Die Gemeinde Važec liegt in der nördlichen Mittelslowakei am Fuß der Hohen Tatra. Die dortige deutsche Kriegsgräberstätte befindet sich östlich des Ortes an der Straße Nr. 18 zwischen Važec und Tatranská Štrba.
Die Verluste an Menschenleben im Zweiten Weltkrieg belaufen sich für die ehemalige Tschechoslowakei schätzungsweise auf 178.000, davon sind 114.000 Kriegstote namentlich registriert.
Er wurde 36 Jahre alt.
Die Lawinenkatastrophe in Hallstatt im Markt wurde verfilmt.
Ohne Pause Lichtspiele (Kino)
1. Graben 29
Lawinenkatastrophe in Hallstatt
Fritz Moser: Am 10. März wurden viele noch arbeitsfähige Pensionisten zum Gemeindeamt befohlen. Sie sollten dort einen Arbeitsvertrag mit einer ungarischen Firma, vertreten durch den Grafen Almasy unterschreiben. Diese Firma beabsichtigt angeblich im Sudhaus eine Glühlampenfabrik zu errichten. Die Pensionisten haben die Unterschrift verweigert.
Fritz Moser: Am 10. März ging im Koppen eine große Lawine nieder, welche das Flussbett der Traun so verschüttete, dass fast 8 Stunden hindurch kein Wasser in den See fließen konnte. Der Zugsverkehr musste eingestellt werden und später wurde ein Umsteigeverkehr eingerichtet.
Aus der Obertrauner Schulchronik:
13. März
Ein Flüchtlingstransport mit 102 Personen, davon mehr als die Hälfte Kinder und Jugendliche kam aus Beiersdorf in Sachsen.
52 Personen wurden im Klassenzimmer untergebracht. Durch die schnelle Einweisung in Privatquartiere wurde der Belag jedoch bald geringer.
Lehrerin Josefine Koller war mit der Wirtschaftsführung des Flüchtlingslagers betraut.
14. März
Vom Schulamt kam die Weisung, daß der Unterricht wieder irgendwie aufgenommen werden soll. da die Lehrern mit der Wirtschaftsführung zu sehr in Ansprach genommen war, konnte sie nicht sofort darangehen.
15. März
Als Not-Unterrichtsraum wurde das Gastzimmer bei Höll, Obertraun 23 bereitgestellt.
Lawinenstürze bei Bad Aussee.
Vom Sarstein gingen kürzlich einige Schneelawinen großen Ausmaßes in die wilde, Bad Aussee mit Obertraun verbindende Koppenschlucht. Soweit sie verkehrshindernd waren, wurden sie schon wieder beseitigt.
Fritz Moser: Anfang März wurde der Ausschank von Bier aus Mangel an diesen Getränk eingestellt.
An der Volksschule wurde schon im September v. j. der Halbtagesunterricht eingeführt.
Aus der Hallstätter Schulchronik:
Ab 19. 3. wird in den beiden unteren Klassen (1+2 und 3+4) wegen steigender Kinderzahlen (Flüchtlinge) Halbtagsunterricht eingeführt und der Unterricht der Untergruppen auf die späten Nachmittagsstunden vorgelegt (16h bis 19h), um dem Fliegeralarm und damit dem Entfall des Unterrichtes zu entgehen. Handarbeitsstunden und Religionsstunden in der Zwischenzeit (11h bis 16h).
Aus der Obertrauner Schulchronik:
19. März
Die großen Jungen und Mädel halfen die neue Klasse einrichten, die Eltern wurden zu einer kleinen Besprechung eingeladen. Da kein Heizmaterial für den Schulraum zur Verfügung stand, erklärten sich alle gerne bereit selber dafür zu sorgen.
20. März
Der Unterricht wurde wieder aufgenommen.
Das 1. -4. Schuljahr wurde hauptsächlich berücksichtigt. Die übrigen Schulstufen hatten wöchentlich 1-2 mal Unterricht.
Die Semesterzengnisse wurden ausgeteilt
29. März
Heuer gibt es keln Osterferien.
Die letzte deutsche Wochenschau,
Fritz Moser: Am 24. März erfolgte die Abgabe des Deputatsalzes (Gnadensalz) durch die Verbrauchergenossenschaft. (Konsumverein)
Am 30 März wurde die Straße nach Obertraun wieder fahrbar gemacht. Die Brücke beim Goldbachl wurde fertiggestellt und die Lawine mit einem 42m langen Tunnel unterfahren. Die Gosaumühlstraße wurde gleichfalls zu dieser Zeit vom Militär frei gemacht.
Am 31. März und am 1. April wurde das Militär vom Obertrauner-Lager abkommandiert. Es verblieben nur 16 Mann.
Raimund Hanschitz
Geburtsdatum 25.03.1920
Geburtsort Krottendorf
Todes-/Vermisstendatum 01.04.1945
Todes-/Vermisstenort Szeged ung.Zentralspital
Dienstgrad Obergefreiter
Er wurde 25 Jahre alt.
Am 3. April bekamen wir die neuen Lebensmittelmarken. Sie lauten auf 1 ½ kg Brod und 75g Fett pro Woche und enthalten die Nummern 1 bis 60. Was wir auf diese Nummern bekommen wird jeweils bekanntgegeben.
Wir wissen also nicht mehr wie wir leben müssen und können und das Wenige, was wir bekommen, nicht mehr einteilen, da wir ja nicht vorher wissen, was und wie viel wir bekommen.
Statt 1 ½ kg Brod kann man 1100 g Brodmehl beziehen. Die Zusatzkarten für Lang- und Nachtarbeiter entfallen. Auf eine solche Karte bezog man wöchentlich 900 g Brod, 200 g Fleisch und 20 g Margarine. Wohl wenig genug, aber auch dieses Wenige wurde uns genommen.
Die Erzeugung von Weißgebäck wurde auf den Samstag beschränkt und wurde im Mai ganz eingestellt.
Es kommen jetzt täglich viele Flüchtlinge zu uns. Aus Wien, Graz, Ungarn und der Slowakei kommen sie hierher und glauben hier sicher zu sein. Wir zählen schon nahe Tausend und noch immer kommen neue an. Hallstatt war wohl nie so vollgepfropf mit Leuten als jetzt.
Aus der Hallstätter Schulchronik:
Als neue Flüchtlinge nach Hallstatt angesagt wurden, nahm die Kreisleitung der Partei, die darüber empört war, dass ausgerechnet die Volksschule Hallstatt noch immer voll betrieben wird, das zum Anlass, die Beschlagnahme des Schulhauses zu verlangen. Sie wurde aber dann vom zuständigen Landratsamt in Gmunden für Lazarettzwecke beschlagnahmt und von verschiedenen Stabsärzten und Zahlmeistern mehrerer Lazarette besichtigt, aber vorläufig nicht in Anspruch genommen. (Mitte Aprill 1945)
Aus der Obertrauner Schulchronik:
4. April.
Die Flüchtlingskinder werden eingeschrieben, die Schule bekommt starken Zuwachs.
6. April
Da das Klassenzimmer wieder mit neuen Flüchtlingen vom Semmering belegt ist, kann es noch nicht benützt werden.Das Handarbeitszimmer kann jedoch als Unterrichtsraum eingerichtet werden, das geschieht auch sofort.
Fritz Moser: Am 9. April kamen 13 Waggons Militärgut in Obertraun an.
Diese Ausrüstungsgegenstände wurden vom Militär nach Hallstatt geliefert und im Sudhaus im Salzmagazin eingelagert, woselbst es auch vom Militär streng bewacht wird. Im Laufe des Monats kam per Bahn und in großen Lastautos immer mehr Militärgut hier an und wird Tag und Nacht an der Einlagerung gearbeitet.
Am 20. April mussten 25 Mann vom Volkssturm einrücken.
Hitler feiert seinen 56. Geburtstag. Göbbels ordnet deswegen Beflaggung an.
Fritz Moser: Am 19. April ertrank im Tümpel des Mühlbaches bei der ehemaligen Kunstmühle ein 12-jähriger Knabe aus Dresden.
Bahn Ausbildungslager schaufelt Bahnstrecke frei.
Die Völlig vom Schnee verwehte Eisenbahnstrecke zwischen Obertraun und Hallstatt wurde in geschlossenem Einsatz von den Hitlerjungen eines Bahnausbildungslagers wieder frei gemacht.
Fritz Moser: Am 27. April wurden per Seilbahn Speck, Rohschinken, Rum, Wein und Rauchwaren auf den Salzberg geliefert und im Häuerhaus eingelagert. An der Wehrgrabenbrücke wurde eine Sprengladung angebracht um sie zu sprengen, wenn es notwendig sein sollte. Es herrscht Mangel an Fleisch. Wir haben wohl die Fleischkarte, können aber dafür kein Fleisch bekommen.
Aus einem Brief an den Herrn Sicherheitsdirektor von OÖ von Gendarm Robert Hirt aus Halllstatt am 27. Juni 1945.
Es würde zu einer umfangreichen Meldung und Niederschrift führen, alle Aktionen, Maßnahmen und Ausführungshandlungen zu schildern, die sich ab 1. Mai 1945 auf dem Gebiete des Postenbereiches Hallstatt, im Dachsteingebiet und Koppenstraße (Hallstatt, Bad Aussee) abgespielt hat. Es muss aber zur Kenntnisnahme festgehalten werden, dass sich im Gebiete des Dachsteines, Gosaumühle, Hallstatt, Echerntal eine zu allem entschlossene Führerreserve des O.K.H.Süd, bestehend aus 403 Offizieren, darunter über 30 Ritterkreuzträger zum Abwehrkampf gegen die in Oberösterreich einrückenden amerikanischen Streitkräfte bereitstellten, bzw. alle Anstalten hiezu veranlassten. Auch Einheiten der SS in Verbindung mit der SS-Führung am Pötschenpass machten Anstalten in der Koppenbrüllerhöhe auf der Verbindungsstraße Hallstatt-Bad Aussee den Kampf gegen die Alliierten Truppen weiter zu führen. Außerdem bestand die Gefahr und wurden Anstalten gemacht, daß das nach Hallstatt verlagerte Bekleidungslager des Luftgaues XVII im Salinensudhausgebäude, bestehend aus 110 Waggon verschiedener Bekleidungs- und Ausrüstungssorten, von Seite der SS und Führer-Reserve in die Luft zu sprengen, sowie das in Obertraun lagernde Lebensmittelmagazin der genannten Luftwaffe im Ausmaße von 70 Waggon durch Inbrandsetzung zu vernichten. Nur mit Hilfe des seit langer Zeit in der Widerstandsbewegung der deutschen Wehrmacht tätigen Oberzahlmeisters der Luftwaffe Anton Resch der sich mit mir bereits vor dem 1. Mai 1945 verbunden hatte, um eines treuen Kammeraden der Wiener Polizei, Pol. Reservist Richard Spitzhüttl, der dem Hochgebirgsposten Hallstatt zugeteilt war, als auch der Fahrkolonne Nikolaus der Luftwaffe mit 14 Mann gelang es unter erteilen von falschen Befehlen, fingierten Nachrichten, die geplante Vernichtungswelle der erwähnten Einheiten abzuwehren, die Führer-Reserve aufzusplittern und die SS-Einheiten in ihrer Abwehrtätigkeit irre zu führen.
Auch die Panzersperren in der Gosaumühle wurden Nachts durch organisierte, wagemutige Gebirgler aus Hallstatt beseitigt. Die Vorbereitung zur Sprengung der Wehrgraben-Brücke (Bahnverbindung Attnang-Aussee) verhindert.
Fritz Moser: Man fängt an im Sudhaus Benzin einzulagern und es ist sehr zu befürchten, dass sich die leitenden Offiziere, welche dieses Lager befehligen, sich mit dem Gedanken tragen, dasselbe anzuzünden, um es nicht unversehrt den Feind in die Hände fallen zu lassen. 1. Mai: statt einer Maifeier wurde uns die Botschaft, dass der Führer tot sei, was wohl von vielen freudig zur Kenntnis genommen wurde.
Aus der Obertrauner Schulchronik:
1. Mai
Der Führer und oberste Befehlshaber ist laut Radiobericht in seiner Reichskanzlei im Kampfe gefallen.
Fritz Moser: An diesem Tage ist auf der Kesselbrücke ein großes Lastauto durchgebrochen, so dass der Verkehr mit Obertraun wieder unterbrochen ist.
Am 2. Mai Schnee im Tal und wieder sehr kalt.
Die Führerreseve 4 hat sich im Bräuhaus einquartiert und feiert dort Orgien. Es wimmelt von Militär.
Aus der Obertrauner Schulchronik:
2 Mai
Heute erschien während des Vormittagsunterrichtes ein Oblt. des Heeres und teilte mit, daß er als Quartiermacher das Klassenzimmer im Gasthaus Höll beschlagnahmen werde. Der Leiter bat, es möchte ein anderer Raum ausfindig gemacht werden, um der Jugend den Unterricht zu erhalten. Der Herr Oblt. versprach, dem Ersuchen folge zu leisten.
Der Leiter suchte dann sofort den Ortsgruppenleiter auf, um dessen Unterstützung bei der Abwehr der geplanten Maßnahme zu entlasten. Diese wurde auch bereitwilligst zugesagt.
4. Mai
Auf Grund einer fernmündlichen Weisung des Schulrats an die Gemeindekanzlei wurde der Unterricht sofort eingestellt. Die Lehrkräfte gelten als beurlaubt.
4. Mai
Die Wehrmacht stellt die Kampfhandlungen ein, das Reich ergibt sich bedingungslos.
Fritz Moser: Am 5. Mai wurde die N.S.D.A.P. aufgelöst.
Am 6. Mai wollten deutsche Offiziere das Lager im Sudhaus anzünden. Oberzahlmeister Resch, ein Wiener, konnte das aber mit Hilfe der Wache, welche zum Großteil aus Österreichern bestand verhindern.
Aus einem Brief an den Herrn Sicherheitsdirektor von OÖ von Gendarm Robert Hirt aus Halllstatt am 27. Juni 1945.
Auch am 7 Mai 1945 früh gelang es noch mit tatkräftiger Unterstützung der Fahrkolonne Nikolaus im Echerntal, Gemeinde Hallstatt das dort befindliche Sprengmittel- und Waffenlager des Gausturmzuges Oberdonau des ehemaligen Gauleiters Eigruber nach Festnahme eines Offiziers und Unteroffiziers restlos auszuheben und das gesamte Material unschädlich zu machen. Wie festgestellt, war dieses Material für den Werwolf im Dachsteingebiet bestimmt, der von Gauleiter Eigruber geführt werden sollte. Unter anderem befanden sich in diesem Lager:
160 Tellerminen
3 Kisten hochbrisanten Sprengstoff TB3
3 Bleckkisten mit Unterwasserminen
3 Kisten Handgranaten
Sturmgewehre, Pistolen und Karabiner sowie zahlreiche Munition, Feuerwehrraketen, Signalkörper usw.
Für die Einwohner Hallstatt, Gosaumühle, Obertraun mit einer Einwohnerzahl von zirka 5000 Personen (inkl. eines Lazarettes mit 600 Mann) hätte die Durchführung von Kampfhandlungen nicht auszudenkende Folgen herbeigeführt. Auch die Vernichtung der wertvollen Bekleidungslager sowie Lebensmitteln als auch die Sprengung der Lebenswichtigen Eisenbahnbrücke hatten einen unübersehbaren Nachteil für die Bevölkerung des ganzen oberen Salzkammergutes als auch Ausseerland zur Folge gehabt.
Durch die Erhaltung der Lager waren sowohl für die schwergeprüften Häftlinge der K.Z.-Lager, Ausländer als auch für die Lazarette der vorangeführte Vorrat vorhanden, daher auch Plünderungen bei der gesamten Bevölkerung nicht erfolgten. Außerdem konnte auch die Bevölkerung des bekannten Notstandsgebietes des oberen Salzkammergutes mit Lebensmittel und Bekleidungsstücken beteilt werden.
Fritz Moser: Am 7. Mai und den darauffolgenden Tagen wurden in den Lagern Obertraun und Steeg die Vorräte sinnlos ausgegeben. Wäsche und Lebensmittel wurden mit Wägen und Plätten weggeführt, während andere nichts bekamen. In Goisern, St. Agatha fielen Bomben, welche größere Brände verursachten. Der Rauch zog bis Hallstatt herauf. In diesem Monat wurde an die pensionierten Salz- und Forstarbeiter zum erstenmal keine Pension ausgezahlt. Es gibt plötzlich keine Nazi mehr. Alle Anhänger dieser Partei leugnen jetzt, jemals dieser Partei angehört zu haben.
Aus der Obertrauner Schulchronik:
8. Mai
Der Leiter scheidet alle Schriften nationalsoz. Inhaltes aus und vernichtet sie durch Verbrennen.
Aus einem Brief an den Herrn Sicherheitsdirektor von OÖ von Gendarm Robert Hirt aus Halllstatt am 27. Juni 1945.
Auch die sofortige Einsetzung von neuen Bürgermeistern in Hallstatt und Obertraun (altbewährte Sozialdemokratische Führer) und rechtzeitige Lahmlegung der örtlichen Nazi-Führungen trug zu vollem Gelingen in den oberwähnten Gebieten bei, wozu die örtlichen Freiheitsbewegungen ihr Wesentliches dazu beitrugen. Durch die rechtzeitige Verbindungsaufnahme mit dem Chef der österreichischen Freiheitsbewegung in Bad Aussee, der bereits seit Wochen vor dem 1. Mai mit Fallschirm abgesprungen war, war es möglich, in den hier von allen Nachrichten und Verbindungen ab 4. 5. abgeschnittenen Bereich weiter disponieren und handeln können zu haben.
Außerdem gelang es noch am 1.6.1945 den hiesigen Hochgebirgsposten mit den Kräften der aus den Freiheitsbewegungen Hallstatt, Obertraun aufgestellten Hilfspolizisten in Winkl bei Obertraun 7 Kisten mit wertvollen antiken Gold- und Kunstschätzen, die aus der SS-Burg in Bussau b/Olmütz stammten und von dem berüchtigtem SS-Obergruppenführer Pohl verlagert werden sollten, aus ihrem Versteck zu bergen und zu sichern. Die Kunstschätze wurden über Befehl der amerikanischen Militärregierung nach Bad Aussee zur Bewertung und Unterbringung abtransportiert. Nach oberflächlicher Schätzung soll der Wert mehrere Millionen Reichsmark betragen. Die Übernahmsverhandlung befindet sich am Gendarmerieposten Hallstatt.
Auf Grund der auszugsweisen teilweise geschilderten Leistungen vor und nach dem 9. Mai 1945 hat mich am 9. Juni 1945 die amerikanische Militärregierung zur Berichterstattung in das Quartier des Military Government Bad Aussee (319 Inf. Regt.) befohlen. Über Vorschlag des bereits erwähnten Bez.-Hauptmannes (Chef der österreichischen Freiheitsbewegung – von den Alliierten Besatzungstruppen mit diesbezüglichen Vollmachten und Rechten ausgestattet) wurde ich im Auftrage der englischen Regierung mit 9.5.1945 vom Gend.Rev. Inspektor zum Gend. Rittmeister befördert und von der amerikanischen Militärregierung bestätigt, nachdem bereits vorher 6 verdiente Gendarmerie und Polizeibeamte der Steiermark, die sich durch ihre beispielhafte Haltung im April und Mai 1945 bewährt hatten, und zu verschiedenen Dienstgraden, wie Rev.Insp., Bez.Insp., Pol.Hauptmann und Major befördert worden waren.
Es handelt sich hiebei um schwer gemaßregelte und vom Naziterror schwer verfolgt gewesene Kameraden. Die Bestätigung durch den Landeshauptmann in Graz ist bereits durch den Vertreter aus Graz, der in Bad Aussee anwesend war, für die Steiermärker ausnahmslos zugesagt worden. Auch durch einen Vertreter der Wiener Polizeidirektion, der am 26. Juni 1945 zu einer Besprechung in Bad Aussee anwesend war, wurde die österreichische Regierung in Wien über das Vorgeschilderte in Kenntnis gesetzt.
Bemerken möchte ich nun, dass ich selbst am 15. März 1938 als stellvertretender Postenkommandant von Bad Ischl von der Gestapo, die aus dem deutschen Reich nach Linz kam, verhaftet wurde und bis 12.Mai 1938 in Haft behalten wurde. Bis 1. Februar 1939 war ich weiters vom Dienste enthoben und wurde nach §4 der Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Beamtentumes mit ¾ des Ruhegenusses in den Ruhestand versetzt. Mit 1. Dezember 1939 – 4 Monate nach Kriegsausbruch – wurde ich nur als eingeteilter Gend. Beamter trotz absolvierter österreichischer Chargenschule wieder in den Dienst gestellt. Zur weiteren Bewährung musste ich 4 Jahre im auswärtigen Einsatz nach Frankreich und Serbien gehen, schied aber von jeder weiteren Beförderung – da auch kein Parteimitglied – aus. Diese vorangeführte schwere Maßregelung von Seite der Nazi-Regierung an einem österr. Gendarmeriebeamten war bei der Beurteilung zu meiner Beförderung von Seite der amerikanischen Militärbehörde mitbestimmend. Ich wurde bis zur weiteren Dienstanweisung durch mein Landesgendarmeriekommando in Linz mit Sonderaufgaben im Dachsteingebiet in Zusammenarbeit mit Gosau, Goisern, Obertraun und Ausseerland über Auftrag der amerikanischen Militärregierung in Einvernehmen mit dem Herrn Bez.Hauptmann von Gmunden und Außenstelle Ausseerland betraut.
Wie ich bereits mündlich am 20. Juni 1945 dem Herrn Landesgendarmeriekommandanten Obslt. Dr. Barfuß gebeten habe, strebe ich meine weitere dienstliche Verwendung in meinem alten Heimatgebiet in Oberösterreich an, zumal auch demnächst die Landesgrenze zwischen Oberösterreich und Steiermark durch die Alliierten Besatzungsmächte gezogen werden dürfte.
Herr Bezirkshauptmann Albrecht Gaiswinkler ist außerdem in der Lage, die erforderlichen Bestätigungnen geben zu können. Auch ich kann außer den erwähnten Bürgermeistern und Ortsgruppenführern – Chefs der Widerstandsbewegung – eine Liste von maßgeblichen Zeugen anführen, die Herrn Sicherheitsdirektor und Herrn Landesgendarmeriekommandanten in die Lage versetzen, die nachträgliche Genehmigung des Herrn Landeshauptmannes für Oberösterreich einholen zu können und meine weitere Verwendung im Salzkammergut zu bestimmen.
Außerdem habe ich mir erlaubt, über die Neueinkleidung der österreichischen Gendarmerie nach Reorganisation, nach dem Willen der amerikanischen Militärregierung, nach vorherigen Vortrag bei meinem Dienstvorgesetzten am 20. und 22. Juni 1945 eine bildliche Darstellung und Beschreibung unter Tgb.Nr.57/45 vom 27.Juni 1945 einzureichen.
Der Zweite Weltkrieg endete in Österreich offiziell durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945
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